Endo „light“
Der Frontmann Endo Anaconda zeigte sich während den beiden gut einstündigen Sets in alter Frische, auch wenn sich seine physischen Ausmasse gegenüber denjenigen früherer Jahre merklich dezimiert haben. Wären die zu grossen Hosen, die (dringend nötigen) Hosenträger und das ebenfalls zu grosse Hemd nicht gewesen, hätte wohl niemand gemerkt, wie sehr der geistige „Oberhas“ in letzter Zeit abgenommen hat. Er habe sich zwischenzeitlich 10 Kilogramm Silikon spritzen lassen, erklärte er während des Konzertes, damit ihn die Leute überhaupt wieder erkennen würden.
Neue und alte Kost
Obgleich er durch die einsetzende Schlankheit – relativ gesehen – weniger Platz auf der Bühne einnimmt, hat er keineswegs an Präsenz verloren. Wie eh und je bringt er die Doppelbödigkeit seiner scharfzüngigen Texte leidenschaftlich zum Ausdruck und macht dabei nicht einmal vor frisch gewählten Genfer Bundespräsidentinnen Halt. Musikalisch gesehen präsentierten Endo Anaconda (v) und Schifer Schafer (g) verstärkt von Samuel Jungen (b) und Martin Silfverberg (dr) einen buntscheckigen Querschnitt aus dem bisherigen Schaffen von Stiller Has: Aktuelle Stücke fanden ihren Platz genauso wie die Klassiker. Der Sound war schlicht, aber nicht steril. Bittersüss, aber nicht kitschig. Typisch „Stiller Has“ halt.
Gefällige intime Atmosphäre
Dem Publikum gefiel’s, auch wenn sich einzelne Einheimische mit der Verständlichkeit Endos Berner Mundart zeitweilen schwer taten. Gefallen am intimen Rahmen im Kunsthaus fand indes aber auch die Band, sodass Endo Anaconda zum Schluss passend verkündete: „Es gibt Kritiker, die uns betreffend geschrieben haben ‚Ihr Publikum ist mit ihnen älter geworden’. Wie Recht sie doch haben! Es freut uns sogar, heute Abend zusammen mit euch etwas mehr als zwei Stunden älter geworden zu sein.“
Uns hat’s auch gefreut, Endo.
