Der Borkenkäfer – ein Parasit in unseren Wäldern

Bis vor kurzem schien der Borkenkäfer etwas aus dem Fokus der Bevölkerung verschwundn zu sein. Nach der langen und intensiven Hitzeperiode wird er aber plötzlich wieder zu einem aktuellen Thema



Kantonsoberförster Fritz Marti und ein Borkenkäfer (Bildmontage: jhuber)
Kantonsoberförster Fritz Marti und ein Borkenkäfer (Bildmontage: jhuber)

Vereinzelte Meldungen von Förstern, vor allem aus dem Raume um Zürich, wiesen darauf hin, dass durch die grosse Hitze der Borkenkäfer wieder vermehrt aktiv wurde. Da durch eine langanhaltende Trockenperiode die Fichten geschwächt sind, waren die Bäume besonders verletzlich und eine leichtere Beute für die Parasiten. Der Baum strömt in dieser Phase einen besonderen Duft aus, welcher vom Borkenkäfer empfangen wird. Dieses Signal sagt ihm, dass dieser Baum geschwächt und ein ideales Opfer ist. Die Borkenkäfer senden wiederum ihrerseits einen Duft aus und locken so viele ihrer Artgenossen an. Es ist nicht selten, dass in einem befallenen Baum sich 100-200.000 Borkenkäfer befinden. Dieser spezielle Duft wird aber auch für die Fallen benutzt, in welche sich der Käfer verfängt. Diese Fallen sind eine nützliche Hilfe, können aber den Borkenkäfer unmöglich vollständig ausrotten.

Wie ist die Situation im Glarnerland?

Laut Aussage von Fritz Marti, Kantonsoberförster, ist die Lage im Glarnerland nicht alarmierend. Dank, der etwas feuchten Zeit im April/Mai dieses Jahrens hat sich die Population des Borkenkäfers normal entwickelt. Weiter führt er aus: „Wenn die Temperaturen im April und Mai über 20 Grad steigen ist die Gefahr grösser, dass der Borkenkäfer früh zu fliegen beginnt und sich schneller vermehren kann. In einem solchen Jahr muss mit zwei bis drei Generationen gerechnet werden. Erstmals im Jahre 1983 hat sich der Borkenkäfer in unseren Wäldern explosionsartig verbreitet. Grund war ein langer, trockener Sommer. Seit dieser Zeit müssen wir mit dieser Plage leben und Jahr für Jahr die Situation neu beurteilen. Unsere Förster führen regelmässige Kontrollgänge durch, wobei es nicht unbedingt einfach ist, befallene Bäume frühzeitig zu erkennen. Der Borkenkäfer „wütet“ während sechs bis acht Wochen in einem Baum. In dieser Zeit muss nun der Förster den befallenen Baum erkennen. In der Regel sind im Umkreis mehrere Bäume befallen und müssen so schnell wie möglich gefällt und geschält. werden. Mit dem Schälen ist auch der Borkenkäfer „erledigt“.

Der wirtschaftliche Schaden

Angesprochen auf den Schaden, welche diese Parasiten verursachen, erklärt Fritz Marti: „ Jahr für Jahr müssen wir in den Glarner Wäldern Fichten, welche vom Borkenkäfer befallen sind, in der Grössenordnung von 4-5.000 Kubikmeten fällen. Um eine Verhältniszahl zu geben; pro Jahr werden bei uns gegen 40.000 Kubikmeter Bäume gefällt und verkauft. Man kann also sagen, dass der jährliche Anteil an befallenen Bäumen zwischen acht bis zehn Prozent liegt. Sicher immer noch eine viel zu grosse Zahl. Durch die beiden Stürme, Lothar und Vivian, hatten wir über eine längere Zeit viele Fichten am Boden liegen. Solche Bäume sind der idealste Nährboden für den Borkenkäfer. Seit dieser Zeit müssen wir uns auch mit dieser Plage vermehrt beschäftigen.

Der Schutzwald

Die Wälder im Glarnerland haben ja die natürliche Aufgabe eines Schutzwaldes. Wenn nun durch den Käferbefall grosse Stellen abgeholzt werden müssen hat das Einfluss auf eben diesen Schutzwald? „Der Schutzwald ist bei uns nicht gefährdet. In der Regel müssen nur kleinere Flächen jeweils abgeholzt werden. Auf diesen wächst der Jungwald aber relativ rasch nach, worauf innerhalb von verhältnismässig kurzer Zeit der Schutz des Waldes wieder hergestellt ist. Es ist aber eine unserer vorrangigen Aufgaben, insbesondre exponierte Stellen intensiv zu beobachten um nötigenfalls sofort einschreiten zu können um so grössere Schäden zu verhindern. Eine nicht zu unterschätzende Hilfe ist uns aber auch die Natur selbst, die mit Vögeln, Insekten und Parasiten eine „Anti-Käfer-Truppe“ bereitstellt, die diesen unliebsamen Störefrieden zu Leibe rücken.“

„Die Natur behilft sich wie immer auch von selbst“ mit diesen Worten beendete Fritz Marti das sehr interessante Gespräch. glarus24 bedankt sich für diese umfangreichen Ausführungen.