Die Rahmenbedingungen stimmen nicht mehr – Querspange Netstal als Wirtschaftsbremse

Nachdem in den letzten Monaten viel Unmut zur Verkehrssituation aus der neuen «Querspange Netstal» geäussert wurde und die Wirtschaftsverbände des Kantons Glarus mit viel Herzblut das Gespräch mit der Regierung und der Verwaltung des Kantons Glarus gesucht haben, ist es an der Zeit, auch vonseiten der Glarner Baumeister mit Nachdruck auf die Thematik des Mehraufwandes aus der Reise- und Materialtransportzeit aufmerksam zu machen. Die Glarner Baumeister befürchten, dass vonseiten Regierung und Verwaltung «auf Zeit gespielt wird» und man versucht, den Ausnahmefall des übermässigen Zeitanspruches durch die Verkehrsprobleme an der Querspange Netstal in einen «Normalfall» umzuwandeln.



(Bild Toneatti AG zvg)
(Bild Toneatti AG zvg)

Der Kanton Glarus war schon immer als Pionierkanton bekannt, so konnte dank Wasserkraft die Industrie im Kanton angesiedelt werden, das erste Arbeitsgesetz der Schweiz wurde im Land Glarus als schweizweite Premiere eingeführt. Es gibt auch heute noch Leuchttürme der Wirtschaft in unserem Kanton. Ein wichtiger Teil dieser florierenden Wirtschaft ist sicher auch das Glarner Baugewerbe. Mit gut 1000 Arbeitnehmern des Bauhauptgewerbes, damit sind nur die Bauunternehmungen gemeint, stellt unsere Unternehmungen vor gewaltige Schwierigkeiten, eine Vollbeschäftigung dieser Mitarbeiter mit Arbeiten im Kanton Glarus zu garantieren. Die Glarner Baumeister sind somit auf eine gute Verkehrsinfrastruktur und Anbindung an ein gut funktionierendes Strassennetz in die Nachbarkantone angewiesen. Die Hauptwertschöpfung der Glarner Baumeister geschieht grossmehrheitlich ausserkantonal. Mit der Eröffnung der als Verkehrsoptimierung angedachten Querspange Netstal, sind unsere Chancen im Wettbewerb mit unseren Marktbegleitern aus den Nachbarkantonen massiv verschlechtert worden. Die Attraktivität unserer Stellen, ist im mit den extrem zeitaufwendigen Verschiebungen mit unseren Sammelpersonentransporten und LKWs durch das «Hindernis» in Netstal in die Negativbilanz abgetaucht. Eine Verschiebung unserer täglichen Arbeitszeiten in die frühen Morgenstunden oder in den Abend hinein, ist aufgrund lärmschutztechnischer Auflagen für den Baustellenbetrieb im überbauten Gebiet nicht ansatzmässig anzudenken. Zudem schränken uns die massiven arbeitsrechtlichen Auflagen aus unseren allgemeinverbindlichen Gesamtarbeitsverträgen ein und lassen wenig Spielraum im Bereich «flexibler Arbeitszeiten» zu. Da sämtliche Güter und Baustoffe für Realisierung von innerkantonalen Bauprojekten über das Strassennetz in die hinteren Kantonsteile transportiert werden müssen, ist eine reibungslos funktionierende Verkehrsinfrastruktur als Basis für unsere Industrie und sämtliche Gewerbebetriebe als grundlegendes Instrument unserer Wertschöpfung zu betrachten. Um auch für mögliche Zuzüger und Einwohner sowie Arbeitgebern interessant zu sein, ist eine funktionierende Verkehrslösung die Grundlage für attraktive Standorte in unserem Kanton.

Aus Sicht der Gewerbetreibenden und Industrien, muss die Problematik des neuen Flaschenhalses Netstal nicht mit strengwissenschaftlichen Studien und Expertisen in eine langatmige und teure Lösungsfindung überführt werden, sondern es muss mit praktischen Ideen wie zum Beispiel temporäre Lichtsignalanlagen oder neue Verkehrsführungen über bestehende Kreisverkehrsanlage angedacht und schnell umgesetzt werden. Wir sind der Meinung, dass genügend Strassenexperten in unserer Verwaltung mit dem nötigen geistigen Potential unkonventionelle und mutige Entscheidungen, auch ohne externe teure Berater, im Sinne des «Service Public» zugunsten der Steuerzahler im Kanton geleistet werden dürfen. Wir müssen als Gesellschaft  wieder zur Einsicht kommen, dass die Verwaltung und die Regierung den Auftrag haben, die Bevölkerung und die Arbeitswelt so zu unterstützen, dass die Wertschöpfung zur Förderung unseres Wohlstandes sichergestellt werden kann und wir weiterhin als attraktiver Kanton bezüglich Arbeitsort, Wohnort und Tourismusdestination wahrgenommen werden.
Man bedenke auch, dass alle grossen Reiche und Nationen schlussendlich an der Überregulierung und wertschöpfungsarmen Ineffizienz ihrer Verwaltung gescheitert sind.
Ein Abwarten, bis sich die Situation entspannt hat, ist keine Option, schadet dem Kanton Glarus und reduziert die Arbeitsplätze sehr rasch.
Also, packen wir in einem ersten Schritt unsere Verkehrsprobleme ohne langes «Wenn und Aber» an und schaffen Lösungen zur Verhinderung von weiteren Abwanderungen von Bewohnern und Arbeitgebern aus dem Kanton.