Ziger und Kirchenschatz – Treffen der pensionierten Lehrkräfte

Wenn sie die Schulhäuser und Arbeitspulte verlassen haben, droht der Mehrzahl unserer pensionierten Lehrkräfte nur selten aufkeimende Langeweile. Die einst unterrichtete Vielfalt von Themen findet mit den von Fridolin Baumgartner aus Sool und dem Näfelser Ruedi Knöpfel regelmässig und sorgsam organisierten Veranstaltungen eine partielle Weiterführung.



Ziger und Kirchenschatz – Treffen der pensionierten Lehrkräfte

Kürzlich waren Interessierte zum Besuch der GESKA in Glarus und einer Führung durch den Hauptort samt Besichtigung des Kirchenschatzes der Katholischen Kirche Glarus eingeladen.

Besichtigung GESKA AG

Das «Meer» der ergrauten Häupter vor der GESKA war unübersehbar. Rita Malacarne-Hösli begrüsste und führte gar kundig in die Geschichte des glarnerischen Zigers ein, den es ausschliesslich bei uns gibt und dessen Vermarktung ein Hauptanliegen von Johannes M. Trümpy und R. Zobrist ist. Sie erwarben die GESKA im Jahre 2003 und haben den Bekanntheitsgrad des urwüchsigen Produkts mit dem unverwechselbaren Geschmack markant gesteigert. Kreativ, engagiert und beharrlich setzen sie sich mit den 14 Mitarbeitenden (davon elf in der Produktion) im stadtglarnerischen Betrieb für die gleichbleibend hohe Qualität des gewiss einzigartigen Produkts ein. ZIBU, Zigerstöckli, Ziger in Form von Streupulver, Schmelzkäse und als Glarnergrüessli mit saisonal wechselndem Geschmack sind im Verkauf und werden auf Bestellung produziert. Zauderern sowie neugierigen Köchinnen und Köchen hilft ein Buch mit oft originellen Rezepten, falls neue Ideen ausprobiert werden wollen. Dass bereits vor 1310 Ziger produziert wurde, weckte Erstaunen. Ab 1492 wurde Ziger auf Märkten in Zürich verkauft. Ziger ist der mit Abstand älteste schweizerische Markenartikel. Rita Malacarne kennt das Handwerk des Zigerns seit ihrer Kindheit, führte doch ihr Vater in Netstal eine kleine Zigerfabrik. Heute werden pro Jahr zahlreiche Tonnen Ziger produziert, ein Drittel wird exportiert, zur Hauptsache nach Deutschland und in die Niederlande. Dass um 1950 300 Zigermanndli im Einsatz waren und für ihr Markenprodukt beste Reklame machten, war bei der wissenswerten Einführung im Schauraum ebenso zu vernehmen wie Hinweise zu dem in Lachen spriessenden Blauen Bockshornklee, der jedes Jahr neu gepflanzt werden muss. Darauf ist die GESKA angewiesen. Vor dem Rundgang wurden Schuhe sowie Kopf und Körper eingehüllt, Hände mussten sorgsam gewaschen werden. Es schien, als sei eine Schar Glaceverkäufer gewachsen. Auf absolute Sauberkeit wird stark geachtet. Rohziger und Kleepulver konnten degustiert werden, man konnte dem Lagern, Abfüllen und Verpacken zuschauen und sich zum Abschluss mit Zigerbrüüt und Tranksame stärken.

Besichtigung Kirchenschatz


Nach dem gemeinsamen Mittagessen im «Glarnerhof» folgten der nachmittägliche Stadtspaziergang und die Besichtigung des kostbaren Kirchenschatzes unter Leitung von Sepp Schwitter. Er erläuterte so vieles, das auch profunden Kennern von Glarnerischem kaum bekannt gewesen war. Der Verlauf vieler Strassenzüge, das Bestehen von Häusern, die dem Brand nicht zum Opfer gefallen waren, die Vielzahl der Brunnen, die den Textilarbeitern und ihren Familien vorbehaltenen Reihenhäuser, herrschaftliche Villen, der Gang durch lauschige Hintergassen und das lange Verweilen beim Kirchenschatz liessen die anberaumte Zeit rasch verstreichen. Sepp Schwitter entführte in vergangene Jahrhunderte, zuerst in jene Zeit, als Zwingli in Glarus predigte. Ein Kelch aus der Burgunderbeute, das Brandiskreuz und die von diesem bedeutenden Reformator anno 1516 in Auftrag gegebene Holbein-Monstranz wurden detailliert vorgestellt. Schwitter erwies sich als profunder Kenner, der mit spürbarer Liebe und Achtung sprach. Kirchengeschichtliches, die Näfelser Fahrt und das einstige Zusammengehen im gemeinsamen Gotteshaus fanden Erwähnung.

Am späteren Nachmittag endete der Rundgang beim Volksgarten – fürs kommende Jahr sind neue Aktivitäten geplant.