Nach dem Opernereignis Semele im Jahr 2006 hat sich das Schwerpunktfach Musik der Kantonsschule auch für die folgende Produktion ein grosses Ereignis vorgenommen: das Kultmusical Hair. Nach rund einem Jahr Vorbereitung, Übung der Texte, Lieder und der Choreographie feierte Hair 08 am letzten Donnerstag Premiere in der Aula der Kantonsschule in Glarus. Bis Sonntag, 09.März, stehen noch drei weitere Aufführungen auf dem Programm.
Freie Liebe und der Krieg
Das Musical von Gerome Ragni und James Rado vermag es auf eine einzigartige Art und Weise die Stimmung und das Lebensgefühl der Flower Power Generation am Ende der Sechziger Jahre einzufangen. Freie Liebe, Abgrenzung von der Elterngeneration, Toleranz gegenüber anderen Rassen oder Religionen, Kritik am Vietnamkrieg und natürlich bewusstseinserweiternde Drogen sind die wichtigen Bestandteile der Musik und der Songtexte. Dahinter verschwindet die Hintergrundgeschichte von Claude Hooper Bukowski immer stärker. Der Junge vom Lande besucht vor seiner Einberufung ins Militär noch New York. Dort trifft er auf den Hippie-Tribe rund um den Aussteiger Berger. Dabei kommt er mit der Lebenseinstellung der 68er in Berührung, hat seine ersten Erfahrungen mit Drogen und verliebt sich in Sheila. Das Musical endet danach mit seinem Tod auf einem Schlachtfeld in Vietnam.
Seit der Premier im Jahr 1968 erfreut sich das Musical einer ungebremsten Beliebtheit, welche mit dem 1979 von Milos Forman realisierten Film noch gesteigert werden konnte. Bis heute wird das Musical weltweit immer wieder inszeniert und Lieder wie „Aquarius“ oder „Let the sunshine in“ haben sich einen Platz in der Musikgeschichte gesichert.
Starke Inszenierung
Das Schwerpunktfach Musik hat sich mit Hair also an eine grosse Herausforderung gewagt; ist das Musical doch sehr bekannt. Das Projekt von Christian Meldau kann sich aber durch eine straffe Inszenierung und den Leistungen der Schüler durchwegs behaupten und konnte an der Premiere am letzten Donnerstag das Publikum begeistern. Dabei konzentriert sich die Inszenierung bewusst auf die grösste Stärke des Musicals: der Grundthematik und der starken Musik. Die sowieso eher belanglose Rahmenhandlung wird noch stärker vernachlässigt, um den wichtigen Themen mehr Platz einzuräumen. Abgrenzung von den Eltern, Selbstbestimmung und Sinnsuche sind auch bedeutende Aspekte auf dem Weg der Jugendlichen zu selbständigen Erwachsenen. Und Probleme wie Rassismus und Krieg haben auch nach vierzig Jahren nichts an ihrer Wichtigkeit eingebüsst.
Mit eindringlicher Präsenz und grossen Gesangsleistungen schaffen es die Schüler und Schülerinnen der Klasse 3FG und 4FH das Stück auf die Bühne zu bringen. Bis am 9. März hat man noch drei Mal die Gelegenheit, sich von der Leistung der Kantonsschüler und –schülerinnen selbst zu überzeugen.
