Viel Zulauf an der „Glarnertüütsch-Stubete“

Am Donnerstagabend fand im Saal des „Glarnerhofs“ die "Glarnertüütsch- Stubete“ statt. Dem zahlreich erschienenen Publikum wurden Texte in vier verschiedenen Varianten der Glarner Mundart vorgetragen.



Tidi und Schand: bei ihrem Auftritt an der Glarnertüütsch- Stubete“ (Bild: mst.)
Tidi und Schand: bei ihrem Auftritt an der Glarnertüütsch- Stubete“ (Bild: mst.)

Ein gemütlicher Abend versprachs zu werden, und er wurde es auch: Die erste „Glarnertüütsch-Stubete“ füllte mühelos den Saal des Hotels „Glarnerhof“. Zusätzliche Stühle mussten hereingebracht werden.

Die Kaufmännische Berufsfachschule Glarus unter der Leitung von Rektor Peter Wehrli und Prorektorin Dodo Brunner hatte ein unterhaltsames und informatives Programm auf die Beine gestellt.

Vorträge in vier Varianten des Glarnerdeutschen

Den roten Faden bildeten die Vorträge von vier Texten: Den Beginn machte Heiri Hämmerli-Schuler mit „En Altjaarabed im Chlytal vor 150 Jaare“ von Martin Baumgartner. In der im Sernftal typischen Sprache trug er die Irrungen und Wirrungen einer Silvesternacht vor 150 Jahren vor und erntete damit viel Applaus.

Nachdem Sabine Krieg und Mitglieder der Zithergruppe Glarner Unterland ihr Bestes gegeben hatten, kam die zweite Vorleserin, Marianne Küng-Grob vom Kerenzerberg, mit ihrer selber geschriebenen, fiktiven Geschichte an die Reihe. Sie erzählte von einer Familie vor etwa 70 Jahren, wie sie frühstückte, und zwar „brätleti Härdöpfel, Holdersaft und Chriäsimuäs“. Nachher ging der Mann an die Arbeit auf dem Feld, während die Frau das Bett für die Base, die ihren Besuch angekündigt hatte, herrichtete. Die Kinder spielten im Wohnzimmer. Zu Mittag gab es einen „Tatsch“ aus Mehl, Eiern und Milch, gebraten im „Schweineschmutz“. Am Nachmittag kam die „Ummäsägeri“ vorbei und erzählte von der Hochzeit „vom Babettli und vom Schang“. Damals dauerten die Feierlichkeiten noch vom Vormittag bis zum Morgen des nächsten Tages.
Frau Küngs authentischer Vortrag hat alle sehr erfreut.


Chrigi Marti-Wild las den von Ruedi Hertach geschriebenen Text „Hoffetli sinds underdesse am rächte Ort aachuu, eifach oder rötuur!“ im Stadtglarner Dialekt. Es handelt sich hierbei um einen der Texte, die unter dem Titel „Glarnertüütsch gseit“ von Hertach jeweils in der Sonntagsausgabe der „Südostschweiz“ publiziert werden und der von den Erlebnissen am Bahnschalter beim Erwerben eines Abonnements handelt.

Den Schluss gestaltete Fritz Trümpi-Elmer aus Ennetbühls mit dem Text „Dr Heiri gaht go Züri“ von Caspar Streiff, den er lebhaft vortrug. Da war die Rede von einem Besuch Heiris im Landesmuseum, währenddem er einen Deutschen, der ihn beschimpft hatte, an der Krawatte packte, bis er rot im Gesicht wurde.

„Tidi und Schang“ hatten zwei Auftritte

Umrahmt wurden die Lesungen mit je einem Auftritt „vom Tidi und vom Schang“. Dahinter versteckten sich Hans Rhyner, der Lehrer des neuen Glarnerdeutsch-Kurses, und seine Frau, die alle Witze und Geschichten selber geschrieben hatte. Sie handelten von Knoblauchpillen und Schabziger, von einer Entbindung in Elm, bei der Drillinge zum Vorschein kamen und davon, dass Braunwald wohl bald in „Trümpi-Land“ umgetauft werde. Ein Glarner, der das Hotel „Baur au Lac“ in Zürich besuchte, meinte, als ihm der Kellner vorschlug, Kaviar zu essen: „Ich habe nicht eine Stunde im „Sprinter“ gesessen, um bei euch das „Gschlüder“ aufzufressen!“

Hans Rhyner beantwortete Fragen

Zu guter Letzt beantwortete Hans Rhyner Fragen aus dem Publikum zum Glarnerdeutschen: Els Baeschlin hatte Probleme mit dem Konjunktiv, also der „Möglichkeitsform“, und Rhyner beantwortete kompetent die Frage und sprach sich gegen die „würde-Form“ in der Mundart aus. Eine andere Frage aus dem Publikum zielte auf den Unterschied des Ausdrucks „erzellä“/“verzellä“ ab. „Erzellä heisst es ursprünglich auf Glarnerdeutsch“, so Rhyners Auskunft, und Dodo Brunner verabschiedete alsbald die vielen Gäste.

Bereits besteht der Plan, die „Stubete“ im Herbst in Oberurnen zu wiederholen.